Die Technologie ermöglicht es, den immer komplizierter werdenden Energiemarkt verständlich zu machen. Aber es gibt eine bedeutende Schwäche.
Immer mehr Menschen nutzen Anbieter mit Nachhaltigkeitsversprechen, um ihren Strom zu beziehen. Jedoch ist er nicht automatisch grün. Verbraucherinnen und Verbraucher haben lange Zeit keine Ahnung gehabt, ob sie tatsächlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Dank der Blockchain-Technologie ist das heute anders.
Es geht um eine Reihe von Datensätzen, die nacheinander gespeichert werden, die hauptsächlich als Grundlage für Kryptowährungen bekannt ist. Es ist möglich, dass sie auch Informationen über den Transportweg einer Kilowattstunde Strom enthält. Die Stationen auf der Blockchain sind verschlüsselt, aber für alle zugänglich. Die Kunden haben die Möglichkeit, nicht nur festzustellen, ob der Strom aus erneuerbarer Energie stammt, sondern auch zu vermeiden, dass er erneut auf dem Markt verkauft wird.
Blockchain-Technologie hat großes Potenzial. Laut Zahlen des Marktforschers Business Research Insights soll das globale Energiemarktvolumen bis 2028 auf 4,2 Milliarden Dollar steigen. Im Jahr 2021 betrug es fast 498 Millionen Dollar. Fachleute glauben, dass Distributed-Ledger-Technologien wie Blockchain, insbesondere im Umgang mit Erneuerbaren, den gesamten Markt verändern werden.
Laut Christian Sander, einem Blockchain-Experten bei EnBW, wird der Energiemarkt zunehmend komplizierter. Laut einer Untersuchung der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die Stromkapazität aus erneuerbaren Quellen in den kommenden fünf Jahren fast verdoppelt werden.
Während früher nur einige zentrale Stromanbieter die Versorgung ermöglichten, kann heute jeder private Haushalt sowohl Produzent als auch Verbraucher werden. Wie kann Blockchain-Technologie auf dem Energiemarkt eingesetzt werden? Gibt sie tatsächlich Unterstützung für den Klimaschutz? Welche Mängel gibt es bei der Technologie? Beispiele demonstrieren die Möglichkeiten.
Im Gegensatz zu Atomkraftwerken sind Wind- und Solaranlagen über ganz Deutschland verteilt, was den Nachbarschaftshandel per Blockchain unterscheidet. Blockchain-Technologie kann Anbieter und Verbraucher zusammenbringen. Falls der Besitzer einer Solaranlage noch eine Kilowattstunde Strom übrig hat, aber keinen Speicher hat, kann er diese Kilowattstunde a den Nachbarn weitergeben, der einen Speicher hat. Er sendet den Strom a den Besitzer der Solaranlage zurück, wenn die Sonne nicht scheint.
Die Bewegung der Kilowattstunde wird in der Blockchain festgehalten. Einige Pilotprojekte sind bereits in Betrieb. Über zentrale Energiehandelsplätze abzuwickeln, wäre viel aufwendiger und teurer.
Die Vorteile der Blockchain sind, dass Informationen, die hier gespeichert wurden, nicht gelöscht werden können. Die Gültigkeit der gesamten Kette würde beeinträchtigt werden, wenn die Daten eines Blocks geändert werden. Es gibt keine zentrale Speicherung mehr der Daten, sondern sie können auf jedem Computer im Netzwerk dezentral abgerufen werden.
Der digitale Zwilling für grünen Wasserstoff könnte verwendet werden, um zu überprüfen, ob Wasserstoff tatsächlich grün ist, was bedeutet, dass er nur mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird. Es werden Zertifikate ausgestellt, die den grünen Wertschöpfungsprozess bestätigen.
Klaus Schimmer, der für Innovationen im Bereich Wasserstoff beim Softwareunternehmen SAP verantwortlich ist, erklärt, dass ein „Green Token“, also ein digitaler Zwilling für ein Kilogramm Wasserstoff einer bestimmten Güte, hergestellt werden kann. Es wäre sicher, dass die Informationen über das Zertifikat in diesem System gespeichert sind.
Bei jeder weiteren Verarbeitung des Energieträgers entlang der Wertschöpfungskette würden diese Daten gespeichert. Falls Wasserstoff in Ammoniak umgewandelt wird, wird aus dem Wasserstofftoken ein Ammoniaktoken entstehen, das alle Informationen über die Herstellung und Speicherung von Ammoniak beinhaltet. Weitere Informationen wie der CO2-Fußabdruck, der durch den Transport von Lkw von der Wasserstofffabrik zur Ammoniakfabrik verursacht wird, können dem Token zugeordnet werden.
Laut Schimmer ist der „Green Token“ eine Art Bilanzierungsinstrument für Wasserstoff und alle weiteren Wandlungsschritte der Wertschöpfungskette. Sogar ein Auto kann nachgewiesen werden, dass es aus Stahl hergestellt wurde, der aus grünem Wasserstoff hergestellt wurde.
Sander von EnBW sagt, dass die gemeinnützige Initiative Gainforest ein „Verfahren schafft, das ohne Blockchain so nicht möglich wäre“, obwohl häufig versucht wird, bestehende Prozesse durch Blockchain zu effizienter zu machen. Gainforest hat eine Software entwickelt, um die Abholzung des Regenwaldes automatisiert zu überwachen und die Finanzierung von Spendengeldern digital zu überwachen.
Es ist einzigartig, dass die Zahlung durch eine digitale Währung auf der Blockchain abgewickelt wird. Dort haben alle Beteiligten auch die Möglichkeit, Satellitenaufnahmen der von Rodung bedrohten Waldfläche anzusehen.
David Dao, der Gründer von Gainforest Co., erklärt, dass die Spende über Blockchain-Technologie gespeichert wird, die einem Safe ähnelt. Bis die Algorithmen sagen: Nach 30, 60 oder 90 Tagen sehen wir immer noch Wald dort, hat keiner Zugriff. Anschließend wird das Geld langsam über die Plattform transferiert. Die Initiative betreibt Projekte in Bhutan, Brasilien, Paraguay, auf den Philippinen und in Zukunft auch in Ruanda.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Verwendung der Blockchain-Technologie nicht nur die Dokumentation vertrauenswürdiger wird. Sander lobt, dass durch digitalisierte Überwachungen und automatisierte Transaktionen mehr Geld für die Menschen übrig bleibt.
Der Nachteil der Blockchain ist der hohe Energiebedarf
Die Frage, ob die Blockchain-Technologie den Energiemarkt umweltfreundlicher macht, hängt auch davon ab, wie viel Energie sie verbraucht. Laut Peter Schniering, dem Leiter des Thinktanks Future Cleantech Architects, ist Blockchain eine von vielen Lösungen für die Umstellung des Energiemarktes. Bisher erfordert die Technologie unabhängig von ihrem Einsatzgebiet eine beträchtliche Menge an Energie, die hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen stammt.
Laut Zahlen der Universität Cambridge verbraucht die wichtigste blockchainbasierte Kryptowährung Bitcoin pro Jahr weltweit etwa 130 Terawattstunden Strom. Dies entspricht einem höheren Verbrauch als der der Niederlande.
Schniering äußert seine Zuversicht: „Wir beobachten erfreuliche Fortschritte in Bezug auf den Energieverbrauch.“ Ether, die wichtigste Kryptowährung neben Bitcoin, hat den Verbrauch bereits erheblich verringert, indem die Produktion neuer Einheiten in eine energieeffizientere Methode umgewandelt wurde.
Außerdem erklärt der Wasserstoffexperte von SAP, Schimmer, dass einige industriell verwendete Blockchain-Lösungen wie SAPs „GreenToken“ einen anderen Algorithmus verwenden als der Bitcoin, was den Energieverbrauch einer herkömmlichen Cloudsoftware ähnelt. Die Blockchain-Technologie zur Zertifizierung von grünem Wasserstoff ist im Gegensatz zur Blockchain für Bitcoins „kein Energiefresser“.
Die Menge an Energie, die von der Blockchain-Technologie verbraucht wird, wird entscheiden, ob sie wirklich etwas für die Umwelt tun wird. Es ist offensichtlich, dass Transaktionen auf dem immer komplizierter werdenden Energiemarkt ohne die Blockchain kaum noch zuverlässig durchgeführt werden können.