Eine Untersuchung zeigt, dass viele Preise auf dem Markt von Amazon sogar unter dem Vorjahresniveau liegen. Dies gilt jedoch nicht für alle Produkte.
Die Preise im deutschen Einzelhandel steigen stark an, jedoch ist die Inflation im Onlinehandel kaum vorhanden. Die Analyse der Preise durch den E-Commerce-Dienstleister Remazing auf dem Amazon Marketplace für das Handelsblatt ergab diese Ergebnisse.
Emil Beck, der Mitgründer von Remazing, erklärte: „Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass die Preisentwicklung auf dem Amazon Marketplace deutlich unter der allgemeinen Inflationsentwicklung lag und es sind fast keine Auswirkungen der Inflation spürbar.“ Es hat uns überrascht, dass die Preise fast unverändert geblieben sind.
Mehr als 100 große Markenartikel wie Under Armour, Schöffel, Leifheit, Henkel und Beiersdorf werden von Remazing über Online-Plattformen verkauft. Remazing hat über ein Jahr lang mit einer eigenen Software die Preisentwicklung der Produkte dieser Unternehmen und ihrer Konkurrenten verfolgt. Beck kommt zu dem Schluss, dass Amazon nicht von den Inflationseffekten betroffen ist, die in der Gesamtwirtschaft zu beobachten sind. Im März waren die Preise in einigen Bereichen sogar niedriger als im Vormonat.
E-Commerce: Welche Waren günstiger werden und welche teurer werden
Im Durchschnitt kosteten die untersuchten Babyartikel 73,05 Euro. Ein Jahr zuvor betrug der Preis für die gleichen Waren noch 75,68 Euro. Der Durchschnittspreis für Kosmetika fiel von 12,34 Euro auf 12,06 Euro. Der Preis von Körperpflegeprodukten ist ebenfalls gesunken, durchschnittlich von 12,46 Euro auf 12,33 Euro.
Im Online-Handel wurde eine Erhöhung der Preise bei Haushaltswaren und Möbeln am deutlichsten beobachtet. Im Laufe eines Jahres erhöhte sich der Durchschnittspreis für die untersuchten Produkte von 134,45 Euro auf 147,01 Euro.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass Lebensmittel, deren Preise im Handel am höchsten gestiegen sind, auf Online-Plattformen weniger verkauft werden und dass frische Lebensmittel hier fast nicht verfügbar sind.
Das Ergebnis deckt eine Untersuchung des Softwareanbieters Adobe für den US-Markt ab. Im März sind die Preise im Onlinehandel im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent gesunken. Im selben Zeitraum erhöhte sich der Preisindex für den gesamten Handel (CPI) jedoch um fünf Prozent.
Adobe hat festgestellt, dass das Online-Shopping für elektronische Geräte besonders vorteilhaft war. In den USA waren ihre Preise im Durchschnitt um 12,9 Prozent gesunken. Der Rückgang bei Spielwaren betrug 6,6 Prozent, während es bei Haushalts- und Gartengeräten einen Rückgang von 4,9 Prozent gab.
Preiserhöhungen werden von Amazon-Algorithmen bestraft
Beck, der Mitgründer von Remazing, sieht zahlreiche Ursachen dafür, dass die Erhöhung der Preise im E-Commerce nicht erfolgreich ist. Der wichtigste ist in direktem Zusammenhang mit Amazon. Er bemerkt, dass Amazon eine hohe Preistransparenz hat und somit einen harten Wettbewerb hat, der potenzielle Preissteigerungen verhindert. Darüber hinaus reagierten die Algorithmen von Amazon äußerst empfindlich auf Preiserhöhungen, indem sie die Produktsichtbarkeit sofort reduzierten.
Laut Adrian Meili, CEO des Markenherstellers Zino Davidoff, sind die Preise auf den Marktplätzen transparent kommuniziert, was dem Kunden hilft, verschiedene Angebote zu vergleichen. Aus diesem Grund hat Davidoff im letzten Jahr nur sporadisch die Preise für den Online-Direct-Verkauf erhöht.
Laut Beck, dem Mitgründer von Remazing, liegt der Vorteil des E-Commerces darin, dass die Anbieter in einem allgemeinen Inflationsumfeld ihre Preise weitgehend konstant halten können. „Der E-Commerce hat schlankere Strukturen und somit geringere Kosten.“
Alexander Graf, der Mitgründer der Digitalberatung Etribes und CEO des Softwareanbieters Spryker, bestätigt diese Bewertung. Er betont, dass der stationäre Handel aufgrund seiner höheren Kosten in diesem Inflationsumfeld keine strukturellen Vorteile gegenüber dem Onlinehandel hat. Aus diesem Grund nutzt die Inflation den Online-Handel. Graf betont, dass der Vorteil darin besteht, dass er weniger Angestellte benötigt, da die Inflation a die Gehaltsspirale gebunden ist. Wer eine große Anzahl a Mitarbeitern hat, hat Schwierigkeiten.
Allerdings zeigt sich der unerwartete Anstieg der Inflation auch im Gewinn der Online-Händler. Während stationäre Händler aufgrund der Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich einen erheblichen Umsatzanstieg verzeichnen, gehen viele E-Commerce-Unternehmen in die Knie. Im vergangenen Geschäftsjahr sind die Online-Umsätze der Otto Group in Deutschland um acht Prozent gesunken.
Beck, ein Experte, betont, dass sowohl Amazon als auch die Markenunternehmen aufgrund der Erfahrung mit Lieferengpässen in der Pandemie die Lager stark überfüllt haben. Aus diesem Grund gibt es auf dem Markt einen starken Druck auf den Verkauf. Beck erklärt, dass es notwendig war, die Lager für frische Produkte zu leeren. Das erhöht die Profitabilität.
Es gibt viele Markenhersteller, die sich Strategien überlegt haben, um trotz des Preisdrucks im Online-Handel nicht zu draufzahlen, indem sie Gebündelte Waren einsetzen. Ein beliebter Ansatz ist es, Artikel virtuell zu kombinieren. Christoph Sterkel, der für das E-Commerce-Geschäft bei Kellogg verantwortlich ist, erklärt, dass dies den Warenkorbwert erhöht und gleichzeitig die prozentualen Logistikkosten pro Produkt senkt. Der Verbraucher kann beispielsweise vier oder acht Dosen von Pringles-Chips von Kellogg mit nur einem Klick kaufen.
In Bezug auf den E-Commerce kooperiert Kellogg auch eng mit Coca-Cola. Beide Produzenten stellen Fanta und Pringles online als Pakete zur Verfügung. Sterkel erklärt, dass dies äußerst erfolgreich ist und zu höheren Bon-Summen führt. Laut seinen Aussagen verkauft Kellogg im Allgemeinen auf Online-Marktplätzen nicht unter dem unverbindlichen Verkaufspreis. Sterkel betont, dass es von Bedeutung ist, auch in diesem Bereich die Ziele der Profitabilität zu erreichen. Über den Preis kann man keine neuen Kunden gewinnen.
E-Commerce: Online-Preise könnten langfristig der Inflationsrate ähneln
Beck, der Gründer von Remazing, beobachtet, dass der hohe Preisdruck dazu geführt hat, dass die Unternehmen genauer überlegt haben, welche Produkte sie auf Lager haben. Es besteht die Möglichkeit, dass höhere Preise erneut möglich sind.
Beck äußert die Erwartung, dass sich die Preisentwicklung im Onlinehandel langfristig der Inflationsrate annähern muss, da die Anbieter nicht auf Dauer niedrige Preise aufrechterhalten können.